Michaels Geschichte

Wie schnell ein Unfall mit erheblichen Folgen geschehen kann, zeigt das Portrait von Michael. Es zeigt aber auch, dass ein Leben mit einer Amputation aktiv und lebensfroh sein kann.

Michael wurde 1961 in Hamburg geboren. Er ist ausgebildeter Büchsenmacher und war 29 Jahre alt, als der Unfall passierte: Bei der Reparatur einer Jagdhaustreppe im Wald rutschte er durch die Stufen und stürzte samt Motorsäge in die Tiefe. Eine Amputation war unumgänglich. Was bedeutet das für eine lebensfrohen, jungen Mann? „Ich war ziemlich fertig damals. Bis dahin war ich „Hans Dampf in allen Gassen“ gewesen. Ich konnte mir absolut nicht erklären, wie alles weitergehen sollte!“

Und tatsächlich konnte genau diese Frage lange nicht beantwortet werden. Die nach dem Unfall durchgeführte Unterschenkelamputation heilte nicht und das Bein musste mehrfach nachamputiert werden. Hinzu kam eine Knochenentzündung, so dass Michael keine Prothese tragen konnte.

Was macht ein junger Mann, der körperlich fit ist, aber durch den Verlust des Unterschenkels sehr beeinträchtigt und niedergeschlagen? Als er fast den Mut verloren hatte, noch einmal wieder auf beiden Beinen stehen zu können, wendet sich die Situation: Kurzzeitig kann er eine Prothese tragen und damit gehen. „Da bin ich in die Disko gegangen. Ich wollte endlich wieder unter frohe und ausgelassene Menschen!“Und an diesem einen Abend trifft Michael eine junge Frau und es hat „geschnackelt“ wie Michael sagt. Ein Jahr später heiraten sie.

Trotz weiterer erheblicher Probleme mit der Knochenentzündung und der oft nicht möglichen Prothesen- versorgung verliert Michael nicht den Mut. 1995 kommt die Tochter Louisa zur Welt, der Sohn Magnus zwei Jahre später. 1998 geht er zur Meisterschule nach Ulm, um sich nach deren Abschluss selbständig zu machen. Vorher steht aber noch eine weitere Amputation an: Aufgrund der massiven Probleme, die immer wieder auftreten und der oft nicht möglichen Prothesenversorgung entscheidet sich Michael nach vielen Beratungen und Gesprächen mit Ärzten zu einer Knie-Ex-Amputation. Seither gab es keine Probleme mehr! Nun kann Michael uneingeschränkt ins seiner Büchsenmacherei in der Nordheide arbeiten. Demnächst nimmt er wieder an der Deutschen Meisterschaft im Schießen teil.

Zu seinen Hobbies gehört auch das Motorradfahren. Eine eigens dafür geeignete Prothese hat er selbst handwerklich gestaltet.

Er nimmt regelmäßig aktiv an einer Nordic Walking-Gruppe teil und hat damit sogar kürzlich den zweiten Preis beim 10,4 km langen Wald– und Wiesenlauf mit Nichtamputierten gewonnen! Viel Spaß hat Michael auch in der Gemeinschaft des gemeinnützigen Institut AMPU VITA e. V. (ehemals Amputierten e. V. Nord). Besonders fit ist er im Kegeln. Wenn es darum geht zu helfen, etwas zu organisieren oder jemandem unter die Arme zu greifen, hat Michael immer gute Ideen und Gedanken, die andere mit einbinden und ihnen Mut machen, wie er nicht aufzugeben.

Andrea Vogt
Andrea Vogt
Wolfgang

Wolfgang

Mit der 18. Operation in Folge verlor ich im August 2005 mein zweites Bein!“ so Wolfgang. Doppelt oberschenkelamputiert – das mag sich eigentlich keiner vorstellen.

Wolfgangs Geschichte